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AutorenbildSarah Bauernhofer

#gemeinsamgehtmehr: Ein Besuch in der Frauenberatungsstelle Hartberg-Fürstenfeld

Es gibt Momente in meinem #vmzm Alltag, in denen mir besonders deutlich wird, wie entscheidend ein gutes Netzwerk ist. Nicht nur für den eigenen Erfolg, sondern vor allem, um anderen helfen zu können. Ein solcher Moment war mein Treffen gestern mit dem Team der Frauenberatungsstelle in Hartberg. Obwohl ich persönlich - zum Glück - noch nie auf Beratung angewiesen war, hatte ich die Gelegenheit, diese wichtige Einrichtung kennenzulernen und mich mit dem engagierten Team auszutauschen. Der Besuch hat mich echt bewegt und mir viele neue Perspektiven eröffnet.


Selfie of the day: Meine Wenigkeit sowie Esther, Jeannine und Alex von der Frauenberatungsstelle in Hartberg.


Wo genau muss ich hin?

Da ich selbst - Gott sei Dank - noch nie auf eine Beratungsstelle angewiesen war, musste ich mich bei meiner Ankunft erstmal orientieren. Die Frauenberatungsstelle ist im alten Krankenhaus bzw. Finanzamt von Hartberg untergebracht, einem Ort, den ich auch nicht oft besuche. Glücklicherweise. ;) Den genauen Zugang zu finden, stellte sich aber als eine kleine Herausforderung heraus.


Denn bevor ich mit dem Termin beginnen konnte, gab es erst einmal praktische Hürden zu überwinden. Auch wenn ich wusste, dass die Frauenberatungsstelle beim alten Krankenhaus bzw. Finanzamt in Hartberg angesiedelt ist, einer Gegend, die ich glücklicherweise selten besuchen muss, war mir nicht genau klar, wo sich der Eingang befand. Die zahlreichen Schranken im Außenbereich machten die Parkplatzsuche etwas kompliziert und ich war kurz irritiert. Doch dann kam die Erleichterung: Die Schranken öffnen sich automatisch bei der Einfahrt, was das Parken direkt vor der Haustür ermöglicht.



Im zweiten Stock und beim Eingang zur Beratungsstelle angekommen, fiel mir gleich auf, dass man anläuten muss, da das Büro verschlossen ist. Zunächst empfand ich das als ungewohnt, aber schnell wurde mir klar, wie wichtig diese Vorsichtsmaßnahme ist. Frauen, die zur Beratung kommen, teilen oft sehr intime und belastende Erlebnisse und der Schutz ihrer Privatsphäre muss oberste Priorität haben.



Atmosphäre von Sicherheit und Wohlbefinden

Ich wurde herzlich empfangen. Leckere Germspeisen und Kaffee sorgten dabei gleich für eine angenehme Atmosphäre. Aber es war nicht nur das, was mich sofort wohlfühlen ließ. Jeannine, Esther, Alex und Christina, die Beraterinnen vor Ort, schaffen eine Umgebung, in der sich jede Frau willkommen fühlt. Ein Gefühl, das in dieser Form sicherlich nicht nur mir vermittelt wurde.


Während ich mit Jeannine unser Gespräch beginne, sind Esther und Alex gerade in Beratungen. Es herrscht reger Betrieb, was zeigt, wie groß der Bedarf an Unterstützung ist. Doch bevor ich mich ins Detail vertiefen kann, wollte ich zunächst eine Grundfrage klären: Wer sucht hier eigentlich Hilfe?


Jeannines Antwort fiel anders aus, als ich erwartet hatte: „Es kommen alle.“ Damit meinte sie nicht nur Frauen aus bestimmten sozialen Schichten oder mit spezifischen Problemen, sondern wirklich Frauen jeden Alters und jeder Lebenssituation. Junge Frauen, Alleinstehende, Ehefrauen, Mütter, Pensionistinnen. Es gibt keinen typischen „Fall“.


Viele der Frauen haben mit häuslicher Gewalt zu kämpfen und oft wird ihnen erst in der Beratung klar, dass ihre Erfahrungen keineswegs normal sind. Ein erschütterndes Beispiel: Manche Frauen glauben, dass es in Ordnung sei, wenn ihrem Partner „einmal die Hand ausrutscht“. Sie seien der Ansicht, dass sie sich falsch verhalten hätten und „es verdient hätten“. Diese Aussagen haben mich echt bewegt. Sie verdeutlichen, wie wichtig es ist, Aufklärung und Unterstützung anzubieten, damit Frauen erkennen, dass Gewalt niemals akzeptabel ist.


Wenn ich das Thema häuslicher Gewalt jetzt beim Schreiben auf mich wirken lasse, erfüllt es mich mit großer Traurigkeit. Besonders angesichts der Tatsache, dass es immer die Frauen sind, die Hilfe suchen müssen. Doch eine zentrale Frage drängt sich auf: Was ist mit den Männern? Warum kommt es überhaupt soweit, dass Gewalt zum Mittel der Konfliktlösung oder Machtausübung wird? Was haben wir für eine Gesellschaft geformt, in der solche Situationen entstehen können?


Es ist erschütternd, dass die Verantwortung, sich aus Gewaltbeziehungen zu befreien, fast ausschließlich auf den Schultern der betroffenen Frauen lastet. Doch sollten wir nicht auch den Blick auf die Männer richten, die Gewalt ausüben? Aufklärung und Unterstützung für Männer und männliche Jugendliche müssen genauso eine hohe Priorität haben wie die Hilfe für die Opfer. Es ist nicht nur eine Frage der Gerechtigkeit, sondern auch der Prävention!


Wir verstehen uns und sind in Bezug auf die Unterstützung von Frauen vollkommen auf einer Wellenlänge. Während wir vier plaudern ist Christina, die Juristin im Team, am Telefon beschäftigt und kümmert sich um das Anliegen einer Frau.


Oft wird nach außen hin ein "gutes Leben" geführt, das den Anschein erweckt, als ginge es der Frau in jeder Hinsicht gut. Doch dieser Schein trügt, wie ich gestern bei meinem Besuch in der Frauenberatungsstelle Hartberg erfahren habe. Mir wurde erzählt, dass selbst Bäuerinnen den Weg in die Beratungsstelle suchen, obwohl man im ersten Moment vielleicht annehmen würde, dass sie finanziell und sozial abgesichert sind. Ein konkretes Beispiel, das mir sehr naheging, verdeutlicht diese Situation: Eine Frau, deren Hofübergabe erfolgreich über die Bühne gegangen ist, besitzt ein Wohnrecht, hat aber sonst nichts. Sie ist auf dem Papier Teil des Hofes, doch in Wahrheit ist sie in ihrem tristen Dasein gefangen, meist aufgrund einer nicht erfüllenden Ehe. Was passiert, wenn sie sich befreien möchte? Sie hat nichts. Kein eigenes Konto, keine rechtliche Absicherung, kein Zuhause und kein Geld. Diese Frauen sind verzweifelt und suchen oft aus tiefster Not die Beratungsstelle auf. Dort können sie Schritt für Schritt begleitet werden, um ihren Weg in ein eigenständiges Leben zu planen.


#vmzm möchte helfen

Selbstverständlich habe ich den Beraterinnen angeboten, sich jederzeit bei mir zu melden, wenn eine Frau in finanziellen Nöten ist. Das ist eine unserer Stärken bei #vmzm. Wir können in solchen Fällen gezielt unterstützen.


Es tut aber auch mir gut zu wissen, einen so Partner wie die Frauenberatung an meiner Seite zu haben. Gerade in Situationen, die über meine eigene Kompetenz hinausgehen - wie etwa bei rechtlichen oder psychologischen Fragen - ist es beruhigend, Frauen an die richtige Stelle verweisen zu können. Besonders beeindruckend finde ich die ganzheitliche Unterstützung, die die Frauen hier erhalten. Neben einer Psychologin gibt es im Team auch eine Juristin, was enorm wichtig ist, um den Frauen nicht nur emotionalen Beistand, sondern auch rechtliche Beratung zu bieten. Diese Kombination ermöglicht es, wirklich umfassend zu helfen.


Die Gespräche mit Expertinnen wie Jeannine, Esther und Alex lassen mich persönlich und fachlich wachsen. Was dabei besonders schön ist: Allen dreien ist unsere Arbeit mit #vmzm bestens bekannt und wir ernten sehr viel Lob. Diese Wertschätzung bedeutet uns unglaublich viel und zeigt, dass unsere Bemühungen ankommen.


Dringender Handlungsbedarf bei Übergangswohnungen für Gewaltbetroffene Frauen

Ein großes Thema, das die Beraterinnen ebenfalls angesprochen haben, ist die aktuelle Lage bezüglich Übergangswohnungen für von Gewalt betroffene Frauen und deren Kinder. In unserer Region gibt es kein einziges Frauenhaus und nur zwei Krisen- bzw. Übergangswohnungen. Ein echter Missstand. Der Bedarf an solchen Schutzräumen wäre weitaus höher, was mir auch von den Beraterinnen bestätigt wurde. Frauen, die von häuslicher Gewalt betroffen sind oder durch andere Umstände ihr Zuhause verlassen müssen, benötigen oft sofort einen sicheren Ort - doch dieser Platz fehlt.


Das Land Steiermark hat zwar eine Initiative für den Ausbau von Übergangswohnungen gestartet, doch es scheint, als fehle es den großen Gemeinden in der Oststeiermark am Willen, hier etwas zu gestalten. Das ist äußerst bedauerlich, denn es braucht die Unterstützung und das Engagement der Gemeinden, um diese wichtige Lücke zu schließen. Eine Übergangswohnung kann für Frauen, die aus gewaltbelasteten Verhältnissen flüchten, der erste Schritt in ein neues, selbstbestimmtes Leben sein.


Startschuss für ein Herzensprojekt: Altersarmut von Frauen bekämpfen

Während meines gestrigen Gesprächs mit den engagierten Frauen der Frauenberatungsstelle Hartberg kam es zu einem Moment, auf den ich schon lange hingearbeitet habe – der Startschuss für ein Projekt, das mir schon lange im Kopf herumschwirrt und buchstäblich auf dem Magen liegt: Altersarmut von Frauen. Die Gespräche haben mir einmal mehr vor Augen geführt, wie hoch die Dunkelziffer der Frauen über 60 ist, die ein einsames und unerfülltes Leben führen. Diese Frauen sitzen im Kalten, im Dunkeln, oder in Wohnungen, die sie kaum noch instand halten können. Sie haben oftmals keinen Zugang zu den neuen Medien, was es ihnen zusätzlich erschwert, überhaupt Hilfe zu bekommen. Diese Frauen, die in unserer Gesellschaft oft unsichtbar sind, benötigen dringend unsere Unterstützung.

In den Gesprächen gestern wurde mir klar, dass jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen ist, endlich aktiv zu werden und dieses wichtige Thema anzugehen. Die Frauenberatungsstelle hat den Zugang zu ihnen. Sie wissen, wer Unterstützung benötigt, wo die Not am größten ist. Und wir bei #vmzm haben die finanziellen Mittel und die nötigen Ressourcen, um konkret zu helfen. Mit Unterstützung unserer großartigen #vmzm-Community im Hintergrund können wir auch hier gemeinsam viel bewegen. Meine Idee ist es, mit kleinen, aber wichtigen Maßnahmen zu beginnen: Lebensmittelgutscheine für bedürftige Frauen, die es ihnen ermöglichen, sich wieder etwas mehr Freiheit und Selbstbestimmung im Alltag zu verschaffen. Außerdem möchte ich Strom- oder Heizungsrechnungen übernehmen. Denn niemand sollte ohne Licht oder Wärme sein müssen. Es sind oft solche existenziellen Dinge, die für ältere Frauen den Unterschied zwischen Würde und Not ausmachen.


#vmzm Von Mama zu Mama, ein Projekt, das ursprünglich ins Leben gerufen wurde, um Mütter in herausfordernden Lebenslagen zu unterstützen, könnte genauso gut für "Von Mensch zu Mensch" stehen.


Die Bedeutung der Frauenberatungsstelle

Nach meinem Besuch wurde mir noch klarer, welch unschätzbaren Wert Einrichtungen wie die Frauenberatungsstelle Hartberg für unsere Gesellschaft haben. Hier erhalten Frauen nicht nur rechtliche und psychologische Unterstützung, sondern auch die emotionale Stärkung, die sie benötigen, um schwierige Situationen zu bewältigen.


Die Arbeit vom Team ist von unschätzbarem Wert. Was mir besonders in Erinnerung bleibt, ist die große Empathie und das tiefe Verständnis, das in jedem Gespräch spürbar war. Hier ist nicht nur Professionalität am Werk, sondern echtes Mitgefühl und eine klare Mission: Frauen zu stärken und ihnen zu helfen, (wieder) ihren eigenen Weg zu finden.



Zögert nicht, hier gibt's Hilfe

Für alle, die vielleicht selbst einmal Unterstützung benötigen oder jemanden kennen, der Hilfe braucht: Zögert nicht, diese wichtige Einrichtung in Anspruch zu nehmen. Ihr seid dort nicht allein und es gibt immer Menschen, die bereit sind zu helfen.


In Hartberg beraten die Frauen von Montag bis Freitag, in Fürstenfeld montags, dienstags und donnerstags. Bitte vereinbart einfach einen Termin:


Montag, Mittwoch und Donnerstag von 9:00 bis 11:00 Uhr

Dienstag von 14:00 bis 16:00 Uhr




503 Ansichten2 Kommentare

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2 Comments


Guest
Oct 03

Hallo! Mich würde interessieren ob man da seinen Namen sagen muss bzw. seine Daten hergeben muss damit man Beratung in Anspruch nehmen kann?

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Guest
Oct 03

Ich war vor Jahren einmal dort als ich auch sehr verzweifelt war. Mir wurde super gut geholfen und ich freue mich dass es die Stelle nach wie vor gibt.

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